Ausstellung 'Die Linie 1/14' vom 26.10. bis 06.12.2014
„...im Einladungsprospekt dieser Ausstellung wird der russische Konstruktivist Alexander Michailowitsch Rodtschenko wie folgt zitiert: „Es gibt fröhliche Linien, finstere, ernsthafte, tragische, ausgelassene, schwache und starke. Sie sind die eigenständige Sprache, um Emotionen, Energie, Rhythmus, Raum, Licht und Bewegung darzustellen“.
Die Linie ist ohne Zweifel nicht nur ein ungemein vielseitiges, sondern auch, wie das Zitat ebenfalls andeutet, ein per se dynamisches Gestaltungsmittel. Dynamisch ist sie vor allem deswegen, weil sie unmittelbar aus der Bewegung unserer Hand, unseres Armes, unseres Körpers resultiert. Diese Unmittelbarkeit aber macht sie zugleich zum wohl elementarsten Mittel bildkünstlerischen Ausdrucks, der mit dem Zeichnen der Kinder beginnt, zu zeichenhaften Abbreviaturen führt und bei der tastenden oder messenden Aneignung gesehener, erlebter und erträumter Wirklichkeit noch lange nicht aufhört. Denn obwohl sie in der abbildenden Kunst ebenso eine wesentliche Rolle spielt wie in der nicht abbildenden kommt es gewiss nicht von ungefähr, dass gerade ein Vertreter der konstruktiven, der konkreten, also der ungegenständlichen Kunst sich derart über die Linie äußert. Die Linie ist Formbildung par excellence, was freilich, wie das Zitat zeigt, expressive Aspekte nicht ausschließt. Und es kommt auch nicht von ungefähr, dass der mit Rodtschenko eng befreundete Landsmann, sein Generationsgenosse und Kollege Wassili Kandinsky, sich in seinem 1925 erschienenen grundlegenden theoretischen Werk „Punkt und Linie zur Fläche“, ebenfalls dezidiert zum Thema äußert. |
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Linien bestehen aus Punkten, Flächen aus Punkten oder Linien – denken Sie an Pixel, Schraffuren oder auch Pinselstriche. Linien können gesehen, gedacht und erfahren werden, auch wenn sie gar nicht vorhanden sind – denken Sie an die scheinbar flächigen Sternbilder, die uns als durch imaginäre Linien verbundene Punkte auf einer Fläche erscheinen, die in Wahrheit unermesslicher Raum ist.
Linien verbinden nicht nur, sondern sie trennen auch. Sie helfen uns, oben und unten zu unterscheiden, rechts und links, sie umschreiben eine Figur und sondern diese so von ihrem Umfeld, dass sie überhaupt erst als solche erkennbar wird. Aufgrund unserer Seh- und Welterfahrung genügt eine horizontale Linie, um – der Begriff sagt es bereits – einen Horizont zu suggerieren, eine einzige waagerechte Linie, gerade oder geschwungen, lässt die Assoziation von Landschaft aufkommen, erzeugt die Illusion von Raum, ermöglicht erst eigentlich die Darstellung von Raum in der Fläche, von Nähe und Ferne, von vorn oder hinten. Beispiele in dieser Ausstellung belegen dies. Die Linie kann also auch im dreidimensionalen Bereich wirksam werden als Stab, Grat, Kante oder auch Fuge, als optische Abgrenzung oder als frei im Raum stehendes, stereometrische Formen Umschreibendes oder organisch frei Schwingendes. Eine ganze Reihe der hier gezeigten Arbeiten ist angesiedelt im damit angedeuteten Spannungsfeld zwischen Fläche und Raum.” Auszüge der Rede von Prof. Hans Gercke zur Vernissage am 24.10.2014 |
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Helmut Dirnaichner
“... neben neuen, streng konstruktiv komponierten Bildern mit jeweils zu einem bestimmten Farbakkord zusammengefassten Bahnen aus zerkleinerten Mineralien ältere Kreidezeichnungen zu sehen, deren sparsame Linienschar als Abbreviatur für Landschaft steht, für das große, umfassende Thema, das Dirnaichner, nun freilich auf andere Weise, auch in seinen aktuellen Arbeiten behandelt. ..." |
Kurzbiografie
lebt und arbeitet in München, Mailand und Apulien |
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Tom Feritsch “...die Arbeiten, bei denen schon der ungewöhnliche Umgang mit dem Werkstoff Keramik verblüfft. Das gemeinhin nicht mit stereometrischer Prägnanz in Verbindung gebrachte Material zeigt hier eine überraschende Nähe zu den geschmiedeten Eisenarbeiten desselben Künstlers, doch faszinieren die fragilen, aus Ton geschaffenen Arbeiten gerade durch die material- und technikbedingte Spannung zwischen architektonischer Prägnanz und organischer Abweichung von der Norm. Die Eisenarbeiten hingegen, changierend zwischen Konstruktion und Expression, erinnern in der offenen Kombination ihrer Winkelelemente an materialisierte Chiffren im Raum...." |
Kurzbiografie
Lebt und arbeitet seit 1973 in Mannheim. |
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Colin Ardley
“...Ein markantes Beispiel für Linien im dreidimensionalen Raum ist das 2011 entstandene weiße Wandobjekt. Seine Reliefs leben von der Dynamik und Rhythmik auf einander prallender, sich überkreuzender und durchdringender materialisierter Grate und Kanten, sowie in Flächen eingeschnittener negativer Linien. Im Gegensatz zu anderen Arbeiten des Künstlers wurde in der hier gezeigten Arbeit auf Farbe verzichtet, wodurch das strukturelle Prinzip umso eindrucksvoller zum Tragen kommt. Die Rolle der Farbe übernimmt das lineare Kontraste von Hell und Dunkel generierende Licht. |
Kurzbiografie
Ausstellungen in unserer Galerie: 2014 |
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Vera Bonsen
“..Linien im dreidimensionalen Bereich können durch Faltungen, aber auch durch Einschnitte entstehen. In beiden Fällen ist wiederum das aktivierende Element, wie bei allen plastischen Arbeiten, das Licht. Dies lässt sich besonders gut bei den Arbeiten der 1959 in Heidelberg geborenen Vera Bonsen beobachten, über deren vielseitiges Schaffen erst unlängst ein schöner Überblick in dieser Galerie gegeben wurde...." |
Kurzbiografie
Lebt und arbeitet in Heidelberg. |
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Sigurd Rompza
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Kurzbiografie
Ausstellungen in unserer Galerie: 1991, 1996, 1997, 2010, 2012, 2014 |
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Mitsuko Hoshino
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Kurzbiografie
Lebt und arbeitet seit 2010 in Heidelberg.
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Lynn Schoene
“...Eine weitere Möglichkeit lichtaktivierter linearer Strukturierung besteht in der Prägung weicher Materialien, wie dies in der hängenden Bahneninstallation aus handgeschöpfter Baumwolle der seit 1973 in Deutschland lebenden Engländerin Lynn Schoene der Fall ist." |
Kurzbiografie
Lebt und arbeitet in Schriesheim bei Heidelberg und Mannheim. |
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Sonja Scherer
“...Sonja Scherer setzt einen markanten Akzent mit ihrer ebenfalls im Zwischenbereich zwischen den Gattungen und Dimensionen zu verortenden, von Orientreisen inspirierten skulpturalen Papierarbeit „Wasserträger“. Die Linienstruktur entsteht hier durch Faltungen und farbige Abgrenzungen; daneben zeigt die Künstlerin informelle Malereien, in denen Linie als skripturales Element, als Spur des Gestischen, Handschriftlichen wirksam wird." |
Kurzbiografie
Lebt und arbeitet in Mannheim und Ludwigshafen. |
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Jo Enzweiler
“... Hier wie auch in den Collagen und quasi architektonischen Kartonobjekten von Jo Enzweiler ist die Linie als Mittel der Abgrenzung konstituierendes Element der Gestaltung – bei Enzweiler als Einschnitt oder auch als Farbspur, als Trennung unterschiedlicher Ebenen, Farben und Materialien.. ..." |
Kurzbiografie
lebt und arbeitet in Saarlouis und Wallerfangen. |
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John Carter
“... Die miniaturhaft kostbaren Arbeiten des in London ansässigen John Carter hingegen sind tatsächlich im Grenzbereich zwischen Fläche und Raum angesiedelt, zwischen Realität und Imagination, auch zwischen unterschiedlichen, bewusst nicht auf Anhieb eindeutig bestimmbaren Materialitäten.. ..." |
Kurzbiografie
lebt und arbeitet in London |
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Clapeko van der Heide
“... Für Clapeko ist Farbe Lebenselement. In seinen hier gezeigten Arbeiten exemplifiziert er elementare Möglichkeiten der Linie als konstruktive, aber auch dynamisch-expressive Farbspur, pastos aufgetragen und somit fast schon das Metier der Fläche verlassend, wie dies in manchen anderen, hier nicht gezeigten Arbeiten dieses Künstlers auch ganz konkret der Fall ist. ..." |
Kurzbiografie
lebt und arbeitet in Nußloch bei Heidelberg |
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